Foto, Gruppenbild der Familie mit der Porzellansammlung
© Familie von Klemperer

Rekonstruktion der Porzellansammlung des Dresdner Bankiers Gustav von Klemperer (1852-1926)

Der angesehene Dresdner Bankier Gustav von Klemperer (Edler von Klemenau) und seine Frau Charlotte besaßen mit über 900 Objekten die wohl umfangreichste und bedeutendste Privatsammlung Meissener Porzellans des 18. Jahrhunderts in Deutschland. Deren Schicksal steht exemplarisch für das zahlreicher jüdischer Sammlungen in der Zeit des Nationalsozialismus und ist eng mit der Institutionsgeschichte der Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden verknüpft.

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Das Forschungsprojekt

Der weitaus größere Teil der 1938 „sicher­gestellten“ und später konfiszierten Sammlung Gustav von Klemperer gilt nach wie vor als verschollen. Ein Ziel des vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projektes war es, die Verlust­wege der verloren­gegangenen Porzellane zu ermitteln. Ebenso galt es, das Verfolgungs­schicksal der Familie von Klemperer zu untersuchen sowie die Geschichte der Villen, die sie in Dresden bewohnten, zu erforschen.

Projektlaufzeit: 11/2019 - 09/2021
Projektleiterin: Anette Loesch, Oberkonservatorin Porzellansammlung
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Kathrin Iselt,
Kunsthistorikerin und Provenienzforscherin

© Adrian Sauer

Stammbaum der Familie von Klemperer

Zusammengestellt von Brian Sparg, Urenkel von Gustav und Charlotte von Klemperer

Zum Stammbaum

Foto, Gruppenbilder der Familie
© Familie von Klemperer
Familie von Klemperer, 1920
Arrangiert von Brian Sparg

Goldene Hochzeit 1925 - Film (3:37 min)

1875 heirateten Charlotte Engelmann und Gustav von Klemperer im Haus der Brauteltern in Olmütz (tschechisch Olomouc). Nach vielen Ehejahren feierten sie 1925 ihre Goldene Hochzeit, die in Dresden ein gesellschaftliches Ereignis war und von dem hochangesehenen Ehepaar mit zahllosen Gästen angemessen in der Villa ihres Sohnes Victor begangen wurde.
Die Filmaufnahmen stammen von Victor von Klemperer.

Zum Film

Medaille auf die Goldene Hochzeit von Charlotte und Gustav von Klemperer, 1925
Medaille auf die Goldene Hochzeit von Charlotte und Gustav von Klemperer, 1925 Entwurf: Ise Plehn, Bronze, geprägt, Ø 5,98 cm (Münzkabinett; Inv.-Nr. 1964/542)

Erinnerungen

Michaela Howse

erinnert sich an die Lebensgeschichte ihrer Großmutter Ida Charlotte Abel, geb. von Klemperer

Foto, Profil einer älteren Frau
© Lynne Howse, Südafrika

Victor Francis von Klemperer

über seinen Großvater Victor von Klemperer

Victor von Klemperer (1876-1943) mit Tochter Dorothea, 1938
© Familie von Klemperer

Aufsätze

Mit dem Schicksal der Familie von Klemperer beschäftigten sich vier Wissenschaftler*innen - Anette Loesch, Kathrin Iselt, Sabine Rudolph und Andreas Graul. So wurden die wechselvolle Geschichte der kostbaren Porzellansammlung Gustav und Charlotte von Klemperers darge­stellt, die eng mit der Institutionge­schichte der Dresdner Porzellansammlung verknüpft ist, die prachtvollen Dresdner Villen der Familie rekonstruiert sowie die Rolle der Bankiers Gustav und Victor von Klemperer beleuchtet.

Zu den Aufsätzen

Gustav von Klemperer, Gemälde von Jan Pieter Veth (1864-1925)
© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Porzellansammlung
Gustav von Klemperer, Gemälde von Jan Pieter Veth (1864-1925) aus dem Katalog Porzellansammlung Gustav von Klemperer, Dresden 1928

Zentrale Quellen

Für die Rekonstruktion der Sammlung Gustav von Klemperer waren vor allem drei Quellen von zentraler Bedeutung - der Katalog der Porzellansammlung Gustav von Klemperer von 1928, die Probedrucke für die Tafeln zu diesem Katalog sowie einige Fotografien von Fritz Fichtner, der von 1933 bis 1945 Direktor der Staatlichen Porzellansammlung Dresden war.

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Fotohülle zur einer Aufnahme von Fritz Fichtner, Oktober 1939
© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Porzellansammlung
Fotohülle zur einer Aufnahme von Fritz Fichtner, Oktober 1939

Verluste der Sammlung

Die rekonstruierte Sammlung von Klemperer umfasst 929 Positionen. Die Recherchen des Projektes ergaben eine stückgenaue Verlust­liste von 614 Porzellanen. Somit ist heute klar, dass zwei Drittel der Sammlung von Klemperer verloren gegangen sind.
Für jedes Einzelstück wurde der Verlustweg ermittelt und in der LostArt-Datenbank dokumentiert.

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Foto, hoher Raum, zugestellt mit Mobiliar und großen Holzkisten
© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Porzellansammlung
Auslagerungskisten mit Porzellan im Chinesischen Zimmer von Schloss Rammenau, 1939/1941

Restitutionen und Schenkungen

Display case with porcelains from the Gustav von Klemperer collection
© David Pinzer Fotografie
Eine Schenkung von Lynne Howse - 2011

Brandzeichen

Die Figur des Hippomenes ist stark beschädigt, es fehlen der Kopf, Teile des Körpers und des Sockels. Schwarze Verfärbungen auf der Glasur sind zu erkennen. Die Bombennacht im Februar 1945 hinterließ nicht nur an dieser Figur ihre Spuren. Das starke Feuer in Dresden erreichte unvorstellbar hohe Temperaturen. In die dadurch erweichte Glasur der Porzellanstücke konnte die Asche einschmelzen und konservierte die Spuren dieser traumatisierenden Ereignisse bis heute. Auf ihre Art sind gerade die vom Brand gezeichneten Porzellane eindrucksvolle Zeugen der Geschichte.

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Foto, vier Fragmente der Figur des Hippomenes mit Rußspuren
© Adrian Sauer
Fragment der Figur des Hippomenes Modell Johann Friedrich Eberlein, Meissen, 1741-1747

Videos

ZDF Digitale Kunsthalle

Porzellansammlung Gustav von Klemperer (6:33 min)

Anette Loesch, Oberkonservatorin der Porzellansammlung, und Gilbert Lupfer, Leiter der Abteilung Forschung und wissenschaftliche Kooperation, SKD

Anette Loesch, Film Still
© Staatliche Kunstsammlungen Dresden
ZDF Digitale Kunsthalle

Broken Plates (1:39 min)

Edmund de Waal, britischer Künstler, Keramiker und Autor

Edmund de Waal, Film Still
© Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Veranstaltung | PREP 2019

Raub und Restitution der Sammlung Gustav von Klemperer (2:01:33 h)

Mitschnitt der Abendveranstaltung des Deutsch-Amerikanischen Austauschprogramms zur Provenienzforschung (PREP) 2019 in Dresden

© David Pinzer Fotografie

Stolpersteine erinnern an die Familie von Klemperer

Victor und Sophie von Klemperer

Stolpersteine auf der Tiergartenstraße Nr. 66 (ehemals Nr. 64) erinnern an Victor und Sophie von Klemperer, verlegt am 23.09.2022

Stolpersteine für Victor und Sophie von Klemperer
© Anette Loesch, Dresden

Ralph Leopold und Lili von Klemperer

Stolpersteine auf der Wiener Straße Nr. 86 erinnern an Ralph Leopold und Lili von Klemperer, verlegt am 23.09.2022

Stolpersteine für Ralph Leopold und Lili von Klemperer
© Anette Loesch, Dresden

Ein kollektiver Comic

Gemeinsam mit der Körber-Stiftung und dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste haben die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden im Jahr 2018 junge Menschen aus Deutschland, Großbritannien, Israel, Lettland und Spanien eingeladen, sich mit NS-Verfolgung, Provenienzforschung und Restitution zu beschäftigen und in zeitgemäßer Form davon zu berichten. Mit der Illustratorin Elke Renate Steiner entstand ein Comic, der als Duett vom Schicksal der Familie von Klemperer erzählt.

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3D-Modell

Meissen, um 1743

Teekanne

Teekanne, 3D-Modell
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, 3D-Modell: ZDF Digital

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© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, 3D-Modell: ZDF Digital

Dank

Unser besonderer Dank gilt der Familie von Klemperer, insbesondere Lynne und Michaela Howse, Victor Francis von Klemperer, Ursula Elisabeth Ryffel, Brian Ralph Sparg, Marie Logan, Jean Makris, William John von Klemperer, James Alfred von Klemperer und Nils Ralph von Klemperer.

Für die freundliche Unterstützung danken wir den Kolleginnen und Kollegen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Unser ganz besonderer Dank gilt Julia Weber, Direktorin der Porzellansammlung, und Gilbert Lupfer, Leiter der Abteilung Forschung und wissenschaftliche Kooperation der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Für ihre kollegiale Unterstützung danken wir herzlich Jenny Brückner, Karsta Kiss-Haußmann, Maria Obenaus, Karolin Randhahn und Vera Wobad.

Für die freundliche Unterstützung und hilfreichen Auskünfte danken wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste, Magdeburg, des Sächsischen Staatsarchivs, Hauptstaatsarchiv Dresden, des Stadtarchivs Dresden, des Archivs der Technischen Universität Dresden und des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen, Dresden.

Felix von Boehm, art/beats, Berlin; Reinhild Böhnke, Leipzig; Christiane Botzet, Bundesarchiv Freiburg; Angela Buchwald, Technischen Universität Dresden, Universitätsarchiv, Dresden; Matilda Burn, Christie’s, London; Rainald Franz, MAK – Museum für angewandte Kunst, Sammlung Glas und Keramik, Wien; Ronny Geißler, Stolpersteine für Dresden e. V., Dresden; Tilo Grabach, Germanisches Nationalmuseum, Sammlung Kunst und Kunsthandwerk 19. bis 21. Jahrhundert, Nürnberg; Andreas Graul, Leipzig; Susanne Grimaldi, Stolpersteine für Dresden e. V., Dresden; Katharina Hantschmann, Bayerisches Nationalmuseum, Meißener Porzellan-Sammlung Stiftung Ernst Schneider in Schloss Lustheim, München; Romy Hartmann, Sächsisches Staatsarchivs, Hauptstaatsarchiv Dresden, Dresden; Michael Hemmler, Bundesarchiv Berlin; Claudia Kanowski, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kunstgewerbemuseum, Berlin; Sophie Kidd, Wien; Elisabeth Kohlhaas, Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Dokumentations- und Informationszentrum Torgau; Andrea Kollinger, Germanisches Nationalmuseum, Bibliothek, Nürnberg; Detlef Krause, Historisches Archiv der Commerzbank; Manuela Krüger, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kunstgewerbemuseum, Berlin; Thomas Kübler, Stadtarchiv Dresden, Dresden; Sebastian Kuhn, Bonhams, London; Matthias Lienert, Technischen Universität Dresden, Universitätsarchiv, Dresden; Carmen Lorenz, Bundesarchiv, Berlin; Peter May, Dresden; John Nicholson, Wien; Wolfgang Oleschinski, Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Dokumentations- und Informationszentrum Torgau; Carlo Paulus, art/beats, Berlin; Petra Pechaček, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Abteilung Sammlungen und Vermittlung, Bruchsal; Ragna Petrak, Sächsisches Staatsarchivs, Hauptstaatsarchiv Dresden, Dresden; Silke Reuther, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Abteilung Provenienzrecherche, Hamburg; Margret Ribbert, Historisches Museum Basel, Abteilung Angewandte Kunst und Alltagskultur, Basel; Magda Ritter, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Schlossverwaltung, Rastatt; Sabine Rudolph, Heimann Hallermann Rechtsanwälte Partnerschaft mbB, Dresden; Kerstin Schellbach, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), Abteilung Handschriften, Alte Drucke und Landeskunde; Kirsten Vincenz, Technischen Universität Dresden, Kustodie, Dresden; Jutta Wiese, Technischen Universität Dresden, Universitätsarchiv, Dresden; Claudia Zachow, Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan Hohenberg an der Eger/Selb, Selb

Förderer

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