Foto, Blick in den Ausstellungsraum "Tiersaal"
© SKD / Juergen Loesel

Katalog der augusteischen Sammlung (1710-1763)

Einst umfasste die Sammlung der sächsischen Kurfürsten und polnischen Könige Augusts des Starken und Augusts III. beinahe 10.000 Porzellane und Böttgersteinzeuge aus Meissen, von denen noch knapp ein Fünftel in Dresden vorhanden ist. Davon lassen sich etwa 1.500 den Inventaren des Japanischen Palais zuordnen. In 16 Kapiteln präsentieren wir diesen Teil des historischen Bestands.

Plastiken aus Böttgersteinzeug

Vom Experiment zur Expertise

Die gute Formbarkeit des Meissener Feinsteinzeugs eignete sich nicht nur für Geschirre, sondern auch für figürliche Arbeiten. Die Modelleure erprobten zunächst die Möglichkeiten des neuartigen Werkstoffs, indem sie fernöstliche wie europäische Vorbilder abformten. Nur selten, wie etwa bei der Statuette Augusts des Starken, wurden Bildhauer in Dresden mit neuen Entwürfen für die Manufaktur beauftragt.

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Foto, stehende Guanyin aus Böttgersteinzeug
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer
Guanyin aus Böttgersteinzeug um 1710/13, Inv. Nr. PE 2373

Mit Blüten belegt und mit Maskarons geschmückt I

Foto, Deckelvase aus Böttgersteinzeug mit Reliefauflagen
© PE 795, Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer

Mit Blüten belegt und mit Maskarons geschmückt I

Viele Böttgersteinzeuge sind mit in der Gipsform angelegten Reliefdekoren und mit teils frei modellierten, teils ausgeformten plastischen Auflagen verziert. Bisweilen setzt zusätzlich feine Goldmalerei Akzente. Ebenso wie die Stücke mit geschliffenen oder eingeschnittenen Dekoren gehören sie zu den herausragenden Zeugnissen der Meissener Frühzeit.

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Böttgersteinzeug mit matter oder polierter Oberfläche

Der Zauber der Einfachheit

Gefäße aus Böttgersteinzeug mit glatten Wandungen, die glänzend poliert oder auch matt belassen wurden, sind mitunter von zauberhafter Schlichtheit und zugleich großer Raffinesse, die gerade in der Kombination von glatten und matten Flächen liegt. Einige der polierten Stücke sind zusätzlich mit Golddekoren akzentuiert.

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Foto, quaderförmige Teedose
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer
Teebüchse aus Böttgersteinzeug um 1710/19, Inv. Nr. PE 1699
Schwarz glasiertes Böttgersteinzeug

"Wie die schönste Japanische Arbeith lacciret"

Das schwarz glasierte Böttgersteinzeug erinnert an fernöstliche Lackarbeiten, die im Zuge der Chinamode nicht weniger begehrt waren als Porzellan. Johann Friedrich Böttger hatte die Idee, das rote Steinzeug mit einer spiegelnden schwarzen Glasur zu versehen. Eine zusätzlich aufgetragene farbige Malerei verlieh den Gefäßen ihren besonderen Reiz. 

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Foto, Flaschenvase mit schwarzer Glasur und farbiger Malerei
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer
Flaschenvase um 1710/19, Inv. Nr. PE 2557
Porzellanplastiken I

Erste Figuren aus Porzellan

Neben Geschirren und dekorativen Gefäßen entstanden in Meissen auch Figuren aus weißem Porzellan. Anfänglich wurden dafür ostasiatische Vorbilder aus der Sammlung Augusts des Starken abgeformt. Die sächsischen Kopien mussten sich im direkten Vergleich mit den Originalen behaupten. Einzelne Beispiele zeigen aber auch, dass der neue Werkstoff schon früh für Bildhauer interessant war.

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Foto, gen Himmel blickender Apostel
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer
Apostel Johannes um 1720, Inv. Nr. PE 2191
Unbemaltes Porzellan, um 1713 bis 1730

Mit Blüten belegt und mit Maskarons geschmückt II

Die frühesten Stücke aus dem neu erfundenen weißen Porzellan besitzen keine farbige Bemalung. Verziert wurden sie stattdessen wie das rote Böttgersteinzeug mit Reliefdekoren und plastischen Auflagen - den so genannten "Irminger'schen Belegen", die auf den Goldschmied Johann Jacob Irminger zurückgehen. Durch die Kombination der verschiedenen Auflagen entstand eine große Dekorvielfalt.

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Foto, unbemaltes Vase mit Reliefdekor
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer
Vase mit Reliefdekor um 1713/20, Inv. Nr. PE 2909
Bemaltes Porzellan, um 1715 bis 1720

Farbigkeit um jeden Preis

Von Beginn an war es das ehrgeizige Ziel der Meissener Manufaktur - und das des Königs - die Porzellane auch farbig zu gestalten. Ornamentale Dekore, Vergoldungen und Versilberungen sind Zeugnisse dieser experimentellen Frühzeit. Zum Einsatz kamen dabei Farben, wie sie Goldschmiede etwa für Emailmalereien verwendeten.

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Foto, Unterschale mit ornamentaler Goldmalerei
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer
Unterschale mit Goldmalerei um 1715/20, Inv. Nr. PE 926 a
Unterglasurblau bemaltes Porzellan

Das Streben nach dem idealen Blau

Das blauweiße Porzellan aus Ostasien dominierte im 17. und frühen 18. Jahrhundert den europäischen Markt. So verwundert es nicht, dass August der Starke zuallererst auf die Entwicklung eines ansehnlichen Unterglasurkobaltblaus drängte. Die Umsetzung gestaltete sich jedoch technisch anspruchsvoll. Mal kam die Blaumalerei gestochen scharf und in sattem dunklem Ton aus dem Ofen, mal blass und verwaschen.

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Foto, Vase mit plastischer Eidechse
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer
Flaschenvase mit unterglasurblauer Malerei um 1725/26, Inv. Nr. PE 2221 a, b

Ostasien als Quelle der Inspiration

Foto, Deckeldose in Muschelform
© PE 616, Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer

Ostasien als Quelle der Inspiration

Porzellan aus China und Japan war als seltenes und exotisches Luxusgut im Europa des 18. Jahrhunderts sehr begehrt. Die mannigfaltige Sammlung Augusts des Starken war ein wichtiger Stimulus für die junge Meissener Manufaktur. Teils wurden die Vorbilder in Meissen exakt kopiert, teils ließen sich Modelleure und Maler frei davon inspirieren.

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Porzellane der Hoym-Lemaire-Affäre

Nachahmung. Fälschung? Skandal!

Um 1730 bestellte der französische Händler Rodolphe Lemaire Kopien ostasiatischer Porzellane in der Meissener Manufaktur. Vielfach erhielten sie Schwertermarken auf der Glasur, die später wieder abgeschliffen werden konnten. So sollten die Stücke mit großem Gewinn als ostasiatische Originale verkauft werden. Die Affäre endete in einem Skandal. Als Beweisstücke der Betrugsaffäre konfisziert, gelangten die Porzellane in die königliche Sammlung im Japanischen Palais.

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Foto, Rückseite eines Tellers
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer
Palaisnummer und Schwerter in Emailblau Inv. Nr. PE 1175 b
Porzellan mit farbigem Fond

Farbe als Rahmen, Gold als Akzent

Das Prinzip der farbigen Fonds ist chinesischen Porzellanen abgeschaut. Ob Türkis, Blau, Gelb, Grün, Purpur oder Pfirsichblütenfarben, die Meissener Manufaktur experimentierte mit einer Vielzahl einfarbiger Gründe. Meist sind Reserven für mehrfarbige Malereien ausgespart. Durch die Kontrastierung mit dem weißen Porzellanscherben entfalten diese Gefäße mit Fondfarben eine ganz eigene Wirkkraft.

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Foto, Flasche mit meergrünem Fond und farbig bemalten Kartuschen
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer
Sakeflasche mit meergrünem Fond um 1730/34, Inv. Nr. PE 5255
Porzellan mit Chinoiserie-Dekor

Die imaginierte Ferne

"Chinoiserien" spiegeln das in Europa erdachte Bild eines Lebens in Muse, Harmonie und Überfluss im Fernen Osten. Für die von Johann Gregorius Höroldt eingeführten und von den Malern unter seiner Leitung variantenreich wiederholten Szenen - in Unterglasurblau und in leuchtenden Aufglasurfarben - ist die Meissener Manufaktur bis heute berühmt.

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Foto, Kumme mit fliederfarbenem Fond und chinoiser Malerei
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer
Chinoise Malerei auf einer Kumme mit fliederfarbenem Fond um 1731/35, Inv. Nr. PE 7847

Europäische Bilderwelten

Foto, Teller mit Bataillenmalerei und Wappendekor
© PE 1540 g, Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer
Porzellane mit europäischen Dekoren

Europäische Bilderwelten

Eine Vielzahl der gemalten Meissener Dekore gehen auf europäische Bildtraditionen zurück oder nehmen aktuelle Moden auf: Blumenstillleben, Jagdmotive oder galante Szenen in Landschaften. Doch finden sich gelegentlich auch Anklänge an ostasiatische Dekore - etwa beim sogenannten Krönungsservice, dessen zarte Streublümchen auf japanische Kakiemon-Porzellane zurückgehen.

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Foto, Teekanne mit Jagddarstellung
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer
Teekanne wohl bemalt von J. G. Höroldt 1722, Inv. Nr. PE 7733 a
Tierplastiken

Freundliche Geschöpfe und wilde Kreaturen

Die Tierplastiken der Meissener Modelleure Johann Joachim Kaendler und Johann Gottlieb Kirchner gehören zu den herausragendsten Erzeugnissen europäischer Porzellankunst. Gedacht für eine Menagerie aus Porzellan im Japanischen Palais stehen sie heute für das Ringen mit dem Material durch die beteiligten Gestalter und Techniker, aber auch für zwei unterschiedliche Auffassungen der Tierdarstellung im 18. Jahrhundert.

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Foto, Porzellanfigur in Form eines radschlagendes Pfaus
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer
Radschlagender Pfau von J. J. Kaendler 1734, Inv. Nr. PE 51
Porzellanplastiken II

Narren, Könige und Apostel

Einzigartige Höhepunkte der Dresdner Porzellansammlung sind monumentale Plastiken, die auf Bestellung des Hofs entstanden. Dazu zählen die geradezu anekdotischen Büsten der Hofnarren Schmiedel und Fröhlich oder das Modell des überlebensgroß geplanten Reiterstandbilds Augusts III. Religiöse Figuren und Gruppen wie der „Tod des Hl. Franziskus Xaverius“ dienten der privaten Andacht des gläubigen katholischen Königspaars.

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Detail, Figur eines römischen Soldaten aus Porzellan
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer
Soldat aus der Kreuzigungsgruppe von J.J. Kaendler 1743, Inv. Nr. PE 230
Skulpturale Vasen

Skulpturgefäß | Gefäßskulptur

Eine Meissener Besonderheit sind monumentale Arbeiten wie etwa die grotesken Vasen, die zwischen Gefäß und Skulptur changieren. Bei den „Elementvasen“ trieb Johann Joachim Kaendler diese Ambivalenz auf die Spitze. In einer Tour de Force der Porzellangestaltung setzte der Hofbildhauer allein mit plastischen Mitteln Feuer, Wasser, Luft und Erde narrativ in Szene.

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Foto, Groteskkanne in Form eines bärtigen, hornblasenden Mannes
© Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Adrian Sauer
Groteskkanne von J. G. Kirchner um 1731, Inv. Nr. PE 5742
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