Ausstellungsansicht im Tiersaal der Porzellansammlung
Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Sammlung Hoffmann, Berlin; Foto: © Jakob Adolphi

Gert Jan Kocken und die Meissener Porzellanaffen

Blickwechsel: Schenkung Sammlung Hoffmann / Porzellansammlung

Gert Jan Kocken (* 1971) klärt einen faktisch falschen historischen Mythos rund um die Meissener Porzellanaffen auf. Der Erzählung nach wurde der deutsch-jüdische Aufklärer Moses Mendelssohn im 18. Jahrhundert gezwungen, von der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin Affenfiguren zu kaufen. Der Künstler begibt sich auf die Spuren der widersprüchlichen Herkunft der Porzellanaffen im Mendelssohn’schen Familienbesitz, an dessen Beginn ein antisemitischer Erlass Friedrich II. aus dem Jahr 1769 steht.

  • Laufzeit 04.04.2023—27.11.2023

Dieser Erlass

Dieser Erlass zwang in Preußen lebende Juden Porzellane häufig minderer Qualität der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin zu erwerben, um Rechte wie beispielsweise jenes zur Heirat oder Erbschaft zu erkaufen. Als Ausdruck von Diskriminierung gegenüber der jüdischen Bevölkerung erhielt der Erlass nach dem Zweiten Weltkrieg einmal mehr Bedeutung. Zu diesem Zeitpunkt verknüpfte sich die Erzählung, wenngleich historisch unstimmig, mit den Meissener Porzellanaffen, wie sie in der Porzellansammlung im Zwinger zu sehen sind.

Gert Jan Kocken Judenporzellan, 2009/10 (Detailansicht)
Sammlung Hoffmann, Berlin © Gert Jan Kocken, Foto: © Jakob Adolphi
Gert Jan Kocken Judenporzellan, 2009/10 (Detailansicht)

An der Porzellanäffin

An der Porzellanäffin mit Jungem lässt sich das Können des Meissener Modelleurs Johann Gottlob Kirchner (1706 – 1768) ablesen. Durch das Studium an lebenden oder ausgestopften Affen in der Sammlung August des Starken geschult, nutzt Johann Gottlob Kirchner seine lebensnahe Darstellung der äffischen Gebärden, um die gezierte Hofetikette des 18. Jahrhunderts zu persiflieren. Die lebensgroßen Meissener Porzellanaffen sind Teil einer ganzen Menagerie aus diesem neuartigen Werkstoff, die August der Starke 1730 exklusiv für das Japanische Palais in Dresden in Auftrag gab, um seine Herrschaft über beides – die Tierwelt und das so begehrte Material – zu demonstrieren. Da die großformatigen Plastiken im 18. Jahrhundert dem Dresdner Hof vorbehalten blieben und erst ab dem 19. Jahrhundert vereinzelt verkauft wurden, kann jedoch kein solches Exemplar als „Judenporzellan“ in den Besitz der Familie Mendelssohn gelangt sein.

Äffin mit Jungem, Johann Gottlieb Kirchner (zugeschrieben), Porzellanmanufaktur Meissen, 1731
© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Porzellansammlung, Foto: Adrian Sauer
Äffin mit Jungem, Johann Gottlieb Kirchner (zugeschrieben), Porzellanmanufaktur Meissen, 1731

Die Schenkung Sammlung Hoffmann

Die Schenkung Sammlung Hoffmann lässt zeitgenössische Werke mit den Objekten der unterschiedlichen Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in einen Dialog treten, um für die heutigen wie die historischen Exponate neue Betrachtungsweisen und Bedeutungsebenen zu öffnen.

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